X-motion

Als Tanzkompanie, die sich aus professionellen Tänzerinnen und Tänzern verschiedenster Hintergründe zusammensetzt, pflegen wir die seltene Tanzform der Gruppenimprovisation. Dabei bestimmt jede/r Einzelne in jedem Moment die im Augenblick entstehende Choreographie der Gesamtgruppe mit.

Tanzend zu improvisieren ist für uns eine künstlerische Form, in der sich grundlegende Lebensprozesse abbilden. Es bedeutet, sich auf das Unvorhersehbare und Intuitive einzulassen, in jedem Moment spürend, fühlend, denkend und handelnd gegenwärtig zu sein, sich dem kreativen Fluss anzuvertrauen, das Entstehende mitzutragen, zu beeinflussen und Verantwortung zu übernehmen.

Der Prozess des Improvisierens macht nicht nur bei uns performenden Künstlern und Künstlerinnen die Überraschung und den Zauber aus, sondern das Wissen darum auch bei den Zuschauenden.

Wir treten bei besonderen Anlässen, Gelegenheiten und Festlichkeiten auf wie Einweihungen, Jubiläen etc. Unser Vorteil ist, dass wir uns auf jede räumliche Bedingung einstellen können.

Unser besonderes Interesse gilt dem Tanz in speziellen Umgebungen, Räumen, Gebäuden, Straßen, Plätzen etc., z.B. in Museen und speziell in Kirchen.


Auszüge aus Performances von X-motion auf Youtube ansehen

Kritiken

Bericht zur Tanzperformance von X-motion in der Citykirche Mönchengladbach 2011

Tschernobyl und Fukushima: Das Grauen als Tanz


Von Garnet Manecke

Zum Tanz gehört Musik. Eine Regel, die außer Kraft gesetzt wird, wenn es sich beim Tanz um den Ausdruck einer großen Katastrophe handelt. Wie zum Beispiel das Reaktorunglück in Tschernobyl vor 25 Jahren. Das Ensemble X-motion hat mit einer Tanzperformance in der Citykirche den Schrecken des Unglücks in bewegte Bilder umgesetzt. Begleitet vom Posaunisten Paul Hubweber, der sein Spiel sehr sparsam einsetzte. Über lange Strecken war es bei der Vorstellung in dem Gotteshaus ruhig, allein das Keuchen und Schluchzen der Tänzer durchschnitt die Stille.

Unter der künstlerischen Leitung von Frieder Mann, der ebenfalls mitgetanzt hat, haben die Tänzer Britta Lieberknecht, Bärbel Stenzenberger, Olaf Reinecke und Laura Virgillito das Grauen einer solchen Katastrophe gezeigt. Dafür haben sich die fünf Tänzer nicht auf die erleuchtete Fläche im Mittelschiff der Citykirche beschränkt, sondern den gesamten Kirchenraum genutzt. Auf diese Weise kam Bewegung in die Zuschauer, die immer wieder ihre Positionen ändern mussten, wollten sie nichts von der Tanzperformance verpassen.

Die Handlung war klar, allein das Wie haben die Tänzer zum Teil ihrer Intuition überlassen. Und so wurde das Publikum zum Zeugen, wie so eine Katastrophe wirkt. Vom Augenblick, in dem noch keiner etwas von der Bedrohung ahnt, über das zögerliche Erfassen der Situation, die Panik und die Verzweiflung vor dem Unausweichlichen. Vorsichtig erkundeten die Figuren, was nach der Reaktor-Explosion von ihrer Welt noch übrig war. Der Erleichterung dem Glück des Überlebens folgten Krankheit und Siechtum auf dem Fuße.

Die Tänzer wählten für ihre Bilder große, raumgreifende Gesten. Ihre Figuren rannten oft durch den Kirchenraum, in großen Schritten waren sie auf der Flucht vor der unsichtbaren Bedrohung. Sie verknoteten sich ineinander, Halt suchend. Sie stießen sich gegenseitig ab. Sie lagen erschöpft auf dem Boden und sprangen mit neuer Energie wieder auf.

Besonders berührend war der Moment, in dem alle fünf Tänzer an der Südwand des Kirchenraums zusammen kauerten. Sich klein machend boten die fünf Körper der unsichtbaren Gefahr so wenig Fläche wie möglich. Das Bild offenbarte die ganze Ausweglosigkeit und Hoffnungslosigkeit der Situation: Es gibt kein Entkommen. Nicht aus Tschernobyl und aktuell auch nicht aus Fukushima.

Mit atonaler Musik unterstrich Posaunist Paul Hubwerder das Bild, das sich den Zuschauern bot. Bedrohlich und verstörend zwang er die Töne aus seinem Instrument. Nur in den kurzen Momenten der aufglimmenden Hoffnung wurde die Musik melodiöser. Für das Publikum waren das kurze Momente der Erleichterung, bevor das Grauen der Katastrophe die Zuschauer wieder einfing.